WAZ 21.2.2012 |
Pünktlich zum Rennen fertig. Die Mechaniker Günter Podak, Sebastian Henning und Leonardo Russo (v.l.) vom Porsche Zentrum Lennetal |
Hagen.Was hat die Region Hagen mit dem Autorennsport zu tun? Nicht viel, sollte man meinen. Die alte Bergstrecke an der Hohensyburg ist längst Geschichte und selbst für Möchtegern-Vettels nicht mehr nutzbar. Aber wen das Motorsport-Fieber einmal gepackt hat, der sucht sich seine Möglichkeiten. Das Porsche-Zentrum Lennetal hilft dabei - wenn auch nicht ganz selbstlos.
Wenn vier vom Motorsport begeisterte Freunde über 50 beschließen, regelmäßig etwas zusammen zu unternehmen, bieten die Ergebnisse oft reichlich Stoff für Kinokomödien. Vielleicht kommt das im Fall der Unternehmer Wolfgang Kemper (Menden), Johannes Kirchhoff und Gustav Edelhoff (beide Iserlohn) sowie Elmar Grimm (Münster) ja noch. Aus der Idee, gemeinsam Motorsport zu betreiben, wurde Wirklichkeit - mit Hilfe eines soeben noch straßenverkehrstauglichen 911 GT3, den das Porsche-Zentrum beisteuerte, wie dessen Geschäftsführer Edmund Weiß berichtet.
Und Komödienstoff ist es nicht gerade, wenn die vier regelmäßig an der berüchtigten Nordschleife des Nürburgringes um Zehntelsekunden ringen. Dann nämlich, wenn sie dort an Wettbewerben um Langstreckenpokale teilnehmen oder gar am legendären 24-Stunden-Klassiker. Ziel ist nach den Worten von Wolfgang Kemper eine Rundenzeit von unter neun Minuten für die 24,4 Kilometer lange erweiterte Nordschleife - die absolute Bestzeit in dieser Klasse liegt bei etwa 8:30 Minuten. Und die vier fahren erst in der dritten Saison zusammen und werden trotz (oder gerade wegen) ihres Alters immer ehrgeiziger, erzählt Edmund Weiß. Die Kosten pro Rennen werden anteilig bezahlt.
Renntage gibt es zehnmal im Jahr, dazu kommt das 24-Stunden-Rennen. Es wird in verschiedenen Klassen ausgetragen, bringt eine halbe Million Menschen auf die Beine und bietet nach übereinstimmender Ansicht von Beobachter Weiß und Fahrer Kemper das, was die Formel 1 längst nicht mehr hat: Volksnähe, Rennsport zum Anfassen: „Man kommt an die Autos heran.“
Im vergangenen Jahr ist das Team aus Hagen 45. geworden - von 202 Teilnehmern. Die ersten 25 Plätze belegten kaum zu schlagende Werksmannschaften. Und das mit einem Auto, das einer der vier gut eine Woche vor dem Rennen auf dem Nürburgring bei einem Unfall mit 200 km/h nahezu zerlegt hatte. „Fahrwerk, Karosserie, die ganze Seite war weg. Der erste Eindruck: Das kriegen wir nicht mehr hin“, erzählt Weiß freimütig. Aber dann „haben sich drei Mechaniker überreden lassen, es doch zu versuchen“ - neben dem Tagesgeschäft, jeden Tag von 15 Uhr bis tief in die Nacht, auch über das Wochenende. Deren Eltern hätten sich vom Rennsport-Fieber anstecken lassen und für die Verpflegung gesorgt. „Wir haben es geschafft - die letzten Handgriffe wurden noch am Nürburgring erledigt.“
Langjährige oder potenzielle neue Porsche-Kunden aus Hagen und Umgebung schätzen so viel authentische Renn-Atmosphäre. Oft sind sie an Wochenenden dabei, wenn die vier Rennsportler ihre Runden drehen. Und dürfen auch mal mitfahren - auf Kosten des Hauses selbstverständlich. Weiß weiß, warum: „Ein Bonbon, wenn wir jemanden von einer anderen Marke als Kunden gewinnen können.“
Stefan Pohl
Auto nach dem VLN Lauf #5 im Juni 2011. 24h Rennen in 10 Tagen! |
Unfall im Bereich Pflanzgarten.
Doch die 9 Minuten nicht geknackt!
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... und der Motor ist auch noch hinten! |
Heckteil neu |
Porsche Zentrum Lennetal: Motor demontiert, Heckteil neu. "Das Auto wird immer steifer!" |
Der erste Eindruck war: Das kriegen wir nicht mehr hin.
Edmund Weiß
Porsche Zentrum Lennetal: Alles wieder neu und fertig für das 24h Rennen |
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